Wenn es um internationale Verständigung und Austausch geht – so wie bei uns am JDZB –, verstärkt sich die Herausforderung noch, sei es aufgrund von Sprachbarrieren oder interkulturellen Zwischentönen.
Die digitale Kommunikation bringt wiederum neue Herausforderungen mit sich. Seit Beginn der Pandemie haben sich viele von uns schon an den Austausch im digitalen Raum und in physischer Distanz gewöhnt – unsere Art zu kommunizieren wird gleichwohl stark davon beeinflusst.
Ohne eine einwandfrei funktionierende Technik klappt es mit der digitalen Kommunikation nicht – dies ist eine der wesentlichen Herausforderungen. Angesichts von Bestrebungen großer Unternehmen wie Microsoft oder Meta (vormals Facebook), das Internet durch ein allgegenwärtiges und immersives Metaverse zu ersetzen, wirken die Rahmenbedingungen unserer jetzigen digitalen Kommunikation wie ein Vorspiel zu dem, was zukünftig in noch viel größerem Ausmaß auf uns zukommen könnte. Sicher ist jedenfalls, dass die technologische Entwicklung an Fahrt aufnimmt und wir uns immer intensiver vernetzen. Für das Jahr 2030 ist die Einführung von Beyond 5G/6G Technologien geplant, die großes Innovationspotenzial für unsere mobile Kommunikation mit sich bringen werden.
Um die technischen Herausforderungen und die Erwartungen, die mit den zukünftig führenden Technologien verknüpft sind, wird es deshalb auch bei unserem virtuellen Symposium
"Future Communication Technologies: Beyond 5G/6G – Opportunities for Japanese-German Collaboration" (17. Februar 2022)
gehen, welches das JDZB gemeinsam mit der Botschaft von Japan in Deutschland ausrichtet.
In seiner Keynote wird Dr. TOKUDA Hideyuki, Präsident des renommierten National Institute of Information and Communications Technology (NICT) in Tōkyō, die Spitzenforschung der Beyond 5G/6G Technologien vorstellen und seine Vision der gesellschaftlichen Auswirkungen erläutern. Hochrangige Expertinnen und Experten aus Forschung, Regierung und Unternehmen wie z.B. Prof. Dr. Antonio KRÜGER, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), werden sich unter anderem zu japanisch-deutschen und globalen Partnerschaften, sowie zum Beitrag der neuen Technologien zur Karbonneutralität austauschen.
Neben der Frage nach den technischen Rahmenbedingungen bringt die digitale Kommunikation aber auch wesentliche soziale und zwischenmenschliche Herausforderungen mit sich, die während der Pandemie stark zutage treten. Die Psychologin PD Dr. Julia BRAILOVSKAIA erläuterte kürzlich in einem Interview mit der ZEIT ONLINE, dass gerade junge Menschen in der realen Welt Emotionen des Gegenübers nicht mehr richtig wahrnehmen, wenn für sie soziale Medien zur wichtigsten Form der Kommunikation werden.[1] Aber auch ohne „Digital Native“ zu sein, schon bei einfachen Videokonferenzen – so nehmen wir es jedenfalls wahr – verändern sich Mimik und Gestik, ist der Austausch möglicherweise nicht ganz so intensiv wie in der analogen Welt. Dass die Anonymität von Chatforen zu unverhohlenen Hasstiraden geradezu einzuladen scheint, ist ein extremer Aspekt der Kommunikation im digitalen Raum, der ins analoge, öffentliche Leben hinüber zu schwappen droht.
Wie verändert digitale Kommunikation also unser Leben? Wie können sich Menschlichkeit, Empathie, Emotionen und Individualität in der digitalen Kommunikation wiederfinden, bzw. wie kann Kommunikation im digitalen Raum zukünftig noch menschlicher werden? Das diskutiert eine japanisch-deutsche Gesprächsrunde unter der Überschrift
„Die Zukunft der Kommunikation und Wir“ (4. Februar 2022)
im virtuellen JDZB. Diese Veranstaltung führen wir in bewährter Kooperation mit der Japan Foundation durch.
Um das Thema – wie Künstliche Intelligenz und das Menschliche bzw. der Mensch zusammenkommen – dreht sich eine weitere Veranstaltung am JDZB in diesem Frühjahr:
„Artificial Intelligence and the Human – Cross-Cultural Perspectives on Science and Fiction” ist der Titel einer dreitägigen Konferenz, die wir gemeinsam mit dem Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) und der Waseda-Universität vom 11.bis zum 13. Mai 2022 durchführen wollen. Konzepte und Vorstellungen von Künstlicher Intelligenz und des Menschlichen aus verschiedenen Kulturen werden einander gegenübergestellt.
Nicht zuletzt geht es bei der Frage nach den Herausforderungen rund um die Weiterentwicklung von Kommunikation im Zusammenhang mit Informations- und Kommunikationstechnologien auch darum, wie Informationen weitergegeben und in der großen Masse an verfügbaren Daten bewertet werden, wie somit Wissen konsumiert und auf welcher Basis Wissen gewonnen und wiederum geteilt wird. „Wissenskultur“ – so viel sei schon gesagt – wird in diesem Jahr noch eine größere Rolle am JDZB spielen – dafür setzen wir mit unseren Veranstaltungen zur „Zukunft der Kommunikation“ schon einen ersten Startpunkt.
Text: Dr. Phoebe Stella HOLDGRÜN, Leiterin Projektmanagement
[1] PARBEY, Celia: „Jüngere Menschen haben Probleme, die Emotionen anderer wahrzunehmen“, ZEIT ONLINE/ ze.tt vom 10. Januar 2022, https://www.zeit.de/zett/2022-01/jugendliche-social-media-mediennutzung-angst-stress-psychologie .