Brückengänger: ŌGA Koshirō – Förderer einer wirklichkeitsnahen Verständigung zwischen Japan und Deutschland

Herr SAKATO Masaru, ehemaliger Stellvertretender Generalsekretär des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin, hat einen beeindruckenden Beitrag beigesteuert. Es sei ihm ein dringendes Anliegen, das Leben von Herrn ŌGA Koshirō zu dokumentieren, der heute nur noch wenigen Menschen bekannt ist.

Eröffnung des JKI

Anlässlich des 160sten Jubiläums japanisch-deutscher diplomatischer Kontakte stellen wir – und auch unsere Freunde und Partner – in der Rubrik „Brückengängerinnen und Brückengänger“ Menschen aus beiden Ländern vor, die die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern mit Leben erfüllt haben oder noch erfüllen. In einer gemeinschaftlichen Publikation der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tōkyō und des JDZB „Brückenbauer – Pioniere des japanisch-deutschen Kulturaustausches“ (2005, IUDICIUM Verlag) wurden bereits viele Menschen gewürdigt, welche die deutsch-japanischen Beziehungen aktiv gestaltet haben. Hier knüpft diese Rubrik an, die wir auf Initiative von SEKIKAWA Fujiko (Leiterin Sprachendienst JDZB) gestartet haben. Neben berühmten Persönlichkeiten werden auch weniger bekannte Personen vorgestellt. Seien Sie gespannt!

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ŌGA Koshirō (1901 – 1991)
ŌGA Koshirō (1901 – 1991)

ŌGA Koshirō schloss sein Studium an der Philosophischen Fakultät der Kaiserlichen Universität Kyōto im März 1934 ab. Im Oktober desselben Jahres ging er als Austauschstudent in Rahmen eines Programms der Universitäten Kyōto und Leipzig nach Deutschland. Dieses Austauschprogramm, bei dem jedes Jahr jeweils zwei Studenten der beiden Universitäten für einen zweijährigen Studienaufenthalt angenommen wurden, war auf Initiative der Universität Leipzig im März 1930 begonnen worden. Im September desselben Jahres spendete der Zeitungsverlag der Ōsaka Mainichi Shimbun 6000 Yen an die Universität Kyōto, um deutsche Studenten aufnehmen zu können. Zu diesem internationalen Studentenaustausch steuerte die Sumitomo Gōshikaisha (Sumitomo Kommanditgesellschaft) im Jahre 1932 zusätzliche 6000 Yen zur Deckung der Kosten der Aufnahme von Studenten aus Deutschland bei. Bis 1937 wurden sechs deutsche Studenten nach Japan und fünf japanische Studenten, darunter auch Ōga, nach Deutschland entsandt.

An der Universität Leipzig hatte man seit 1924 in den Ostasienkursen auch Japanischunterricht angeboten. Eine Spende von 25.000 Yen des Zeitungsverlags der Ōsaka Mainichi Shimbun ermöglichte im April 1932 die Errichtung eines eigenen Japan-Forschungsinstituts. Johannes UEBERSCHAAR (1985 - 1965), der bis dahin an der Universität Kyōto Dozent der dortigen Deutschkurse gewesen war, wurde zum Professor berufen.

ŌGA erhielt als Stipendium monatlich 100 Reichsmark (im Folgenden „Mark“), wobei Verpflegung, Unterkunft und sonstige Sachausgaben für die Forschung nicht enthalten waren. Neben seinem eigenen Studium in Leipzig unterrichtete Ōga sechs Wochenstunden Japanisch und japanische Geschichte und war außerdem für das Beschaffen und Ordnen von Materialien der Japan-Forschung zuständig. Dafür erhielt er von der Universität ein zusätzliches Honorar in Höhe von 40 Mark pro Monat. Allerdings scheint mit insgesamt 140 Mark im Monat das Leben beschwerlich gewesen zu sein. Als sein Stipendium im September 1936 auslief, erhielt Ōga ab dem Folgemonat vom japanischen Außenministerium über die Botschaft von Japan in Berlin zusätzlich zu seinem Honorar als Sprachlehrer für Japanisch einen Zuschuss von 300 Mark.

Neben Japanisch erstreckte sich ŌGAs Unterricht auch auf Themen wie beispielsweise „Literatur der Tokugawa-Zeit“ und „NATSUME Sōseki und seine Zeit“. Man kann annehmen, dass diese Erfahrungen seinen Horizont bezüglich der japanischen Kultur erweiterten und zusammen mit seiner Expertise in deutscher Literatur sein Verständnis sowohl der japanischen als auch der deutschen Kultur weiterentwickelten.

Im Mai 1936 fand in der Botschaft von Japan in Deutschland ein „Treffen der japanischen Kulturschaffenden in Deutschland“ statt, bei dem die damaligen offiziellen Vertreter Japans, der japanische Botschafter MUSHANOKŌJI Kintomo (1882 - 1962) mit seinen Beamten und der Generalkonsul von Hamburg EDO Sentarō (1886 - 1938) sowie Dozenten für den Unterricht Japanisch als Fremdsprache der Universitäten in Berlin, Hamburg, Leipzig, Bonn und Frankfurt am Main an einer „Diskussion zu verschiedenen Fragen der Kulturarbeit in Bezug auf Deutschland“ (Bericht der Botschaft von Japan in Deutschland an das Außenministerium  in Japan) teilnahmen. Bei dieser Gelegenheit scheint ŌGA seine Beziehung zur Botschaft von Japan in Deutschland vertieft und über Forschung und Lehre hinaus seine Erfahrungen und sein Verständnis bezüglich der praktischen Durchführung internationaler Kulturprojekte erweitert zu haben.

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1939 wurde ŌGA vom Außenministerium als „Attaché für Auslandsbeziehungen“ eingestellt. Es war die Idee von KAWAI Tatsuo (1889 - 1965), dem damaligen Direktor der Informationsabteilung im japanischen Außenministerium, den japanischen Botschaften in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien jeweils mit der lokalen Situation vertraute Experten für Information und Kultur zuzuweisen und dafür Personen einzustellen, die vorher nicht eigens eine Diplomaten- und Konsulatsprüfung abgelegt hatten. In ähnlicher Weise war auch der auf französische Literatur spezialisierte MAEDA Yōichi (1911 - 1987) als „Attaché für die französische Sprache“ eingestellt worden. Beide, MAEDA und ŌGA, sollten in einer lebenslangen Freundschaft miteinander verbunden bleiben.

Im September desselben Jahres fiel die deutsche Armee in Polen ein, und Großbritannien und Frankreich erklärten Deutschland den Krieg. Damit begannen unruhige Zeiten in Europa. Aus der japanischen Gemeinschaft in Deutschland kehrten damals etwa 200 Personen, hauptsächlich Frauen und Kinder, von Hamburg auf der Yasukuni Maru, einem Kombischiff der japanischen Marine, in ihre Heimat zurück. Etwa 300 Menschen blieben jedoch in Berlin. Damals war es noch möglich, mit der Transsibirischen Eisenbahn zwischen Japan und Deutschland hin und her zu reisen, so dass einige Menschen auch noch während des Krieges mit dem japanisch-deutschen Austauschprogramm für Studierende oder einem Stipendium der Humboldt-Stiftung nach Deutschland kamen. Berlin war damals quasi das Zentrum der japanischen Gemeinde in Europa.

Als ŌGA seine Anstellung im Außenministerium erhielt, scheint er nach Japan zurückgekehrt zu sein. Im April 1940 nahm er als Attaché im Ersten Referat der Informationsabteilung an dem in der Nähe des Kawaguchi-Sees (Präfektur Yamanashi) veranstalteten „Ersten Kongress japanischer und deutscher Wissenschaftler“ teil, und er hat dort offenbar einen Vortrag über „Die internationale Position Japans in Ostasien“ gehalten. Inhaltlich handelte es sich wohl um eine Erklärung der Richtlinien der damaligen Außenpolitik der japanischen Regierung. Sie vermittelte in Kernpunkten kurz und bündig eine deutliche Gegendarstellung zu den göttlich-spirituellen Theorien von Kanokogi Kazunobu (1884 – 1949), Professor an der Kaiserlichen Universität Kyūshū und ehemaliger Vize-Direktor des „Japan-Instituts“ in Berlin, der das Grundsatzreferat der Veranstaltung gehalten hatte. Wann genau es geschah ist unbekannt, aber man darf vermuten, dass ŌGA danach der Botschaft von Japan in Deutschland zugeteilt wurde.

Als im Juni 1941 der Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion begann, wurde es für Japaner und Deutsche unmöglich, mit der Transsibirischen Eisenbahn hin und her zu reisen, und für Japaner in Europa ergab sich die Schwierigkeit, in ihre Heimat zurückzukehren, wenn sie die wenigen Schiffe verpassten, die über den Persischen Golf zurück nach Japan fuhren. Nach den Aufzeichnungen der Botschaft in Deutschland hielten sich im September desselben Jahres 38 japanische Gaststudenten in Deutschland auf. Etwa die Hälfte von ihnen sollte in naher Zukunft an Bord eines Schiffs zurück in die Heimat gebracht werden, während die restlichen anscheinend geblieben sind. Als Japan im Dezember desselben Jahres den Krieg gegen die Vereinigten Staaten, Großbritannien und die Niederlande eröffnete und auch Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten den Krieg erklärten, kam der Verkehr zwischen Japan und Europa vollständig zum Erliegen.

Bei der Botschaft von Japan in Deutschland wurde nun die Betreuung der verbliebenen Landsleute einschließlich der japanischen Studierenden zu einer wichtigen Aufgabe; man erwog eine Verlängerung des Stipendienzeitraums und eine vom Bildungsministerium bezahlte Anstellung im Ausland lebender japanischer Wissenschaftler. Aus verschiedenen Gründen fand man jedoch keine Lösung, und es blieb nichts anderes übrig, als die Auslandsstudenten sich selbst zu überlassen, wenn sie nicht bei diplomatischen Vertretungen im Ausland oder in mit Japan in Verbindung stehenden Unternehmen eingestellt werden konnten. Das japanische Außenministerium bot auch die Möglichkeit an, den Auslandsstudenten einmal im Jahr in einer Überweisung finanzielle Unterstützung aus der Heimat durch die Botschaft von Japan in Deutschland zukommen zu lassen.

Während des Krieges in Europa weitete das japanische Außenministerium nicht nur die Subventionen für Japanischlehrer in deutschen und italienischen Bildungseinrichtungen aus, sondern bemühte sich, Japanischkurse auch an Universitäten in Ländern wie Finnland und Bulgarien zu eröffnen, die zu den Verbündeten der Achsenmächte gehörten. Dabei dürfte im Hintergrund auch die Absicht gestanden haben, die Lebensgrundlagen der im Ausland verbliebenen japanischen Studenten abzusichern. Und es hat den Anschein, dass auch der für Kultur zuständige ŌGA sich der Förderung dieser Projekte gewidmet hat.
ŌSHIMA Hiroshi (1886 - 1975), damals japanischer Botschafter in Deutschland, und seine Frau fanden Gefallen an der in Paris lebenden Geigerin SUWA Nejiko (1920 - 2012) und waren begeistert von der Idee, Konzerte mit ihr zu veranstalten, um so die Beziehungen zwischen Japan und Deutschland zu stärken. MAEDA, der Mitarbeiter an der japanischen Botschaft in Frankreich, betreute SUWA in Paris mit seiner Frau, und ŌGA bemühte sich nun um das Zustandekommen zahlreicher Konzerte, darunter auch solcher mit den Berliner und den Wiener Philharmonikern. In späteren Jahren sollten ŌGA und SUWA dann auch ehelich eine Verbindung miteinander eingehen.

Nachdem KITAYAMA Junyū (1902 - 1962), der eine Zeit lang stellvertretender Direktor des Japan-Instituts gewesen war, im April 1944 Berlin verlassen hatte und nach Prag gegangen war, übernahm ŌGA neben seiner Tätigkeit als Botschaftsmitarbeiter auch dessen Aufgabe am Japan-Institut. Als ŌGA in späteren Jahren erster Direktor des Japanischen Kulturinstituts in Köln wurde, scheinen sich in seinen Vorstellungen von dieser neuen Einrichtung als einem „Japanischen Forschungsinstitut“ die Erfahrungen aus seiner Zeit im Japan–Institut in Berlin widergespiegelt zu haben.
Nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 wurden MAEDA und SUWA mit anderen japanischen Bewohnern von Paris nach Berlin evakuiert. Und nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 kehrten die Mitarbeiter der Auslandsvertretungen Japans, darunter auch ŌGA und MAEDA, zusammen mit einem Teil der Japaner*innen, die im Ausland gelebt hatten, darunter auch SUWA, nach einer Zeit der Internierung in Österreich und in den Vereinigten Staaten im Dezember 1945 nach Japan zurück.
 

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MAEDA sattelte in Japan beruflich um und wurde Professor am Daiichi Kōtō Gakkō (Erstes Gymnasium) in Tōkyō, einer Vorbereitungsschule für die Universität Tōkyō. Auf Einladung von MAEDA wechselte bald auch ŌGA in den Bereich der Ausbildung. Mit der Eröffnung der reformierten Universität Tōkyō im Jahre 1949 nahm er eine Lehrtätigkeit für den Grundstudiumbereich auf. 1951 richtete man einen „Fachbereich Wissenschaften und Künste“ im Hauptstudium ein. ŌGA wurde hier zum ordentlichen Professor für den Lehrstuhl „Deutsche Kultur und Gesellschaft“ berufen. Man kann wohl sagen, dass die Lehrtätigkeit in diesem Fachbereich, die darauf abzielte, Deutschland in allen Aspekten von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur umfassend zu verstehen, für ŌGA geradezu ideal war, hatte er doch zuvor lange Jahre in Deutschland gelebt und in beiden Bereichen, in der Forschung und Lehre wie auch im diplomatischen Dienst, Erfahrungen gesammelt.
 

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Gebäude JKI
Japanisches Kulturinstitut Köln, 2021

ŌGAs praxisorientierte Unterrichtsmethode wurde auch in seinem Deutschunterricht in diesem Fachbereich deutlich. Er verlangte von den Studierenden, die später in praktischen Berufen tätig werden wollten, keine strenge Interpretation deutscher Texte, sondern regte zum Nachdenken darüber an, wie man den Sinn erfassen und verstehen kann, was ein Text vermitteln will, und er legte dabei besonderen Wert auf Kommunikation. Gleichzeitig gab er sich große Mühe, die historischen Hintergründe eines Textes zu erklären und die deutsche Gesellschaft zu verstehen, die das jeweilige Werk hervorgebracht hat. Er betonte die Notwendigkeit, das betreffende Land zu verstehen. Etwas, das im Fremdsprachenunterricht an japanischen Universitäten oftmals fehlte. Auch wählte er Dozenten mit Bedacht aus, so einen Richter aus Hamburg, der sich in Japan aufhielt, aber auch einen Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Tōkyō, um Erfahrungen aus vielen verschiedenen Lebensbereichen einfliessen zu lassen. TSUJI Hikaru, ein Dozentenkollege hat ŌGA einmal als jemanden gewürdigt, „der kam, um durch praktische Anwendung und Bildung nicht nur Studierenden, sondern auch Fakultätsmitgliedern aufzuzeigen und zu erklären, was und wie die deutsche Sprache ist“. Aus dieser Ausbildung, die ein Verständnis von Deutschland, wie es wirklich ist, vermittelte, sind fünf Studierende, die sich um das Jahr 1955 immatrikuliert hatten, hervorgegangen, die anschließend ins japanisches Außerministerium eintraten und über einen längeren Zeitraum für die diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und den deutschsprachigen Ländern zuständig waren. Das kann man wohl als einen Erfolg von ŌGAs Lehrtätigkeit betrachten.

Dass ŌGA nicht nur die reale Welt nüchtern betrachten konnte, sondern auch an fiktionaler Literatur Interesse hatte, in der Gefühle und Leidenschaften geschildert werden, die über jede Vernunft hinausgehen, offenbart eine weitere Facette seines Charakters. In einem universitätseigenem PR-Magazin nannte ŌGA einmal Heinrich VON KLEISTs „Michael Kohlhaas“ als eines seiner Lieblingsbücher. Diese Novelle, die in einem kraftvollen Sprachstil von einem hartnäckigen Pferdehändler erzählt, der sich dem widerrechtlichen Verhalten eines Vertreters der Obrigkeit unaufhaltsam bis zum bitteren Ende entgegenstellt, mag ŌGAs Gefühlen entsprochen haben.

Nach seiner Emeritierung von der Universität Tōkyō im Jahre 1969 wurde ŌGA zum ersten Direktor des in Köln neu errichteten Japanischen Kulturinstituts ernannt. Im selben Jahr trat er, begleitet von seiner Frau Nejiko, die neue Stelle an und blieb bis 1972 in diesem Amt. Im Interview mit einer Lokalzeitung meinte ŌGA: „Wir [Japaner] sind in vielen Fragen immer noch mit dem Deutschland des 19. Jahrhunderts verbunden. Die geistigen Quellen Japans liegen in Europa“. Wahrscheinlich sprach ŌGA dabei von sich selbst, der noch mit dem Bild der deutschen Kultur vertraut war, wie es nach den Bildungsprinzipien im alten System der japanischen Oberschulen vorherrschte. Am Tag nach der Eröffnungszeremonie des Japanischen Kulturinstitut in Köln im September 1969 gab der damals noch amtierende deutsche Bundeskanzler Kurt Georg KIESINGER ein Mittagessen für den ehemaligen japanischen Premierminister KISHI Nobusuke (1957 - 1960), der zur Teilnahme an der Zeremonie nach Deutschland gekommen war. Kiesinger, der während des Krieges im Reichsaußenministerium gearbeitet hatte, nannte in seiner Rede nach dem Essen ŌGAs Namen und sagte: „Ich freue mich, dass mein alter Freund der erste Direktor des Kulturinstituts geworden ist.“ Das war ein Moment, in dem ŌGAs Leben, das zwischen Japan und Deutschland, zwischen Kultur und Diplomatie hin und her gependelt war, hell erstrahlte. Es heißt, dass ŌGA sich bis ins hohe Alter stets für das Deutschland der Gegenwart interessiert habe.

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Publikum mit ŌGA Koshirō und Ehefrau ŌGA Nejiko
Rechts: ŌGA Koshirō, Mitte: Ehefrau ŌGA Nejiko, geborene SUWA


ŌGA hat nur wenig über sich selbst gesprochen. Auch seine Frau Nejiko hat in Köln darüber geschwiegen, dass sie Geigerin war, so dass einige in ihrer Umgebung gar nichts über ihre Vergangenheit wussten, in der sie als namhafte Musikerin in Deutschland aktiv gewesen war. Nach ihrer Rückkehr nach Japan nahm Nejiko ihre lange Jahre unterbrochenen musikalischen Aktivitäten nach und nach wieder auf. Am liebsten spielte sie Werke von J. S. Bach, die, wie sie sagte, „für mich am wichtigsten sind“. ŌGA hat sich vor und nach dem Krieg dafür eingesetzt, dass Japaner und Deutsche sich gegenseitig so verstehen, wie sie wirklich sind. Beide, ŌGA und seine Frau Nejiko, haben Deutschland auf jeweils eigene Weise den Japanern nähergebracht.

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Anmerkung:

Durch die Vermittlung von Herrn OSHIO Takashi, ehemaliger Direktor des Japanischen Kulturinstituts in Köln, konnte ich viele wertvolle Informationen vom ehemaligen japanischen Botschafter in Österreich, Herrn KUROKAWA Tsuyoshi erfahren, der seine Ausbildung bei Professor ŌGA erhalten hat. Der Kommentar von Professor TUSJI Hikaru wurde mir durch AIZAWA Keiichi, den derzeitigen Direktor des Japanischen Kulturinstituts in Köln, vermittelt. Ihnen allen gilt mein Dank. Beim Verfassen dieses Artikels habe ich neben den im Diplomatischen Archiv in Japan aufbewahrten Materialien hauptsächlich die Publikationen „Ōshū ni okeru Senzen no Nihongokōza“ (Japanischkurse im Europa der Vorkriegszeit) von OGAWA Yoshimi (2010), „Bibō nare Shōwa“ (Schönes Shōwa-Ära) von FUKADA Yūsuke (1983) und die Biografie „SUWA Nejiko“ von HAGIYA Yukiko (2013) konsultiert.

Alle Fotos wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Japanischen Kulturinstitut Köln/The Japan Foundation zur Verfügung gestellt.

 

Foto von

SAKATO
Masaru

Profil der Autorin/des Autors

Jahrgang 1948. 1972 trat er in die Japan Foundation ein und war in verschiedenen Funktionen in Thailand, Deutschland und den Vereinigten Staaten tätig. Unter anderem war er von 1999 bis 2002 Gesandter an der Botschaft von Japan in Deutschland und gleichzeitig Direktor des Japanischen Kulturinstituts Köln/Japan Foundation. Von 2005 bis 2007 war er Generalkonsul am japanischen Generalkonsulat in New Orleans/USA. 2006 wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 2011 schied er aus der Japan Foundation und war von 2012 bis 2017 Stellvertretender Generalsekretär des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin.

Foto von Heinz-Dieter REESE

Übersetzer
Heinz-Dieter
REESE

Profil der Autorin/des Autors

Jahrgang 1952, studierte Musikwissenschaft, Germanistik, Völkerkunde und Japanologie in Köln. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Universitäten und von 1994 bis 2018 als Kulturreferent am Japanischen Kulturinstitut Köln/The Japan Foundation tätig. Er publizierte zahlreiche Aufsätze, Übersetzungen sowie Hörfunk- und TV-Features insbesondere zum Thema Musik und Theater in Japan. 2019 erhielt er die Gaimudaijin Hyōshōjō (Belobigungsurkunde des japanischen Außenministers).