Über unsere Japanischkurse
Methodik
JaFIX
Japanisch als Fremdsprache mit integrativ-kommunikativen Schritten (JaFIX)
Die Japanischkurse des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin (JDZB) werden nach der JaFIX-Methodik durchgeführt, die im Jahr 2000 von Frau Dr. Yoriko YAMADA-BOCHYNEK konzipiert, 2001 offiziell im JDZB eingeführt und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt wurde.
Sie verbindet herkömmliche fremdsprachendidaktische Methoden mit alternativen Methoden, um Japanisch für Nichtmuttersprachler so modern wie möglich, so human wie möglich und so dauerhaft wie möglich zu vermitteln – denn das JDZB möchte Spaß am Erlernen der japanischen Sprache vermitteln.
Die JaFIX-Methodik ist modern, weil sie den neuesten Stand der Forschung aus den Bereichen Neuropsychophysiologie, Neuro- und Psycholinguistik sowie Lernpsychologie mit einbezieht. Übungen und Unterrichtsmaterialien werden multimodal – d. h. alle Sinnesorgane einbeziehend – aufgearbeitet, so dass sie beide Hälften des menschlichen Gehirns ansprechen.
Sie ist human, weil sie sich auf die menschliche Psychologie, auf Pädagogik und auf Fremdsprachendidaktik stützt: Im Mittelpunkt des Lerngeschehens steht der Lernende, der seine Lerngeschwindigkeit, seinen Rhythmus und seine Interessen selbst bestimmt. Er ist dafür verantwortlich, in und mit der Gruppe sein neues semiotisches System, nämlich das der japanischen Sprache, zu erwerben. Seine persönliche Entfaltung und Entwicklung werden von der Gruppe in einer interpersonalen Beziehung geprägt.
Sie ist dauerhaft, weil Übungen und Materialien multimodal sind: visuell, auditiv, haptisch, olfaktorisch und gustatorisch. Vor allem beim Erlernen der Vokabeln und der Grammatik ist die Einbeziehung von Körperbewegungen sehr effektiv, weil sich das Muskelgedächtnis nachhaltiger als das „normale“ Gedächtnis erinnert und es unterstützt.
Vor allem die Anfangsphase des Unterrichts (Grundstufe 1) wird anders gestaltet als herkömmliche Methoden, weil diese Phase als Prägungszeit besonders wichtig ist. Alles, was in der Anfangsphase passiert, prägt die weitere Lernbiographie. Deshalb ist es wichtig, dass in den ersten Monaten des Kurses möglichst kein Unterricht versäumt wird.
In der Anfangsphase liegt der Schwerpunkt vor allem auf den Bereichen „Gehörtraining“, „Schrift“ und „Förderung der Autonomie des Lernenden“.
Gehörtraining
Ein gutes Gehör für Melodie und Rhythmus der japanischen Sprache zu entwickeln, ist für die mündliche Kommunikationsfähigkeit entscheidend, denn was der Mensch beim Hören nicht segmentieren kann, kann er auch nicht aussprechen. Ein japanisches Unternehmen hatte einst einen Apparat für japanische Englischlernende mit den Namen Magic Listening entwickelt. Die Entwicklung basierte auf dessen Untersuchungsergebnis, demnach Japaner*innen deshalb so schlecht Englisch sprechen, weil ihr Gehör auf die für Vokale [a], [e], [i], [o], [u] zuständige Breite (zwischen etwa 500 Hz und 1000 Hz) abonniert ist. Da jedoch die Konsonanten in der Breite zwischen 2000 Hz und 10.000 Hz abspielen, hätten Japaner*innen Schwierigkeiten, unterschiedliche Konsonanten herauszuhören. Mit anderen Worten: Sie hören, aber sie hören doch nicht. Umgekehrt bedeutet dies, dass englische und deutsche Muttersprachler*innen, deren Gehör mehr auf die Breite zwischen 2000 Hz und 10.000 Hz trainiert ist, nicht das hören, was Japaner*innen hören. Sogar zwischen Deutsch- und Englischmuttersprachlern gibt es einen Unterschied. Wenn beispielsweise im Englischunterricht in deutschen Schulen während der Prägungsphase das Gehör- und Aussprachetraining vernachlässigt wird, entsteht der sogenannte „Kissinger-Effekt“ – der typisch deutsche Akzent beim Englisch sprechen. Im herkömmlichen Fremdsprachenunterricht wird relativ früh mit der Vermittlung von Grammatik und Vokabeln begonnen in der Hoffnung, dass sich die Fähigkeit zur mündlichen Kommunikation irgendwann von alleine entwickelt. Die Tatsache, dass ohne Hörfähigkeit keine lebendige Kommunikation zustande kommen kann, wird hierbei völlig außer Acht gelassen. Aber nicht im JDZB!
Anders als in der deutschen Sprache sind im Japanischen Unterschiede der Tonlage (hoch und tief) fonematisch, d. h. bedeutungsunterscheidend. Genauso wie ein Japaner, der das Deutsche beherrschen will, die Unterscheidung zwischen [r] und [l] lernen muss, damit er „Berlin ist eine Reise wert“ und nicht „Berlin ist eine leise Welt“ sagen kann, muss ein Deutscher den melodischen hoch-tief Akzent anstelle des deutschen betonenden Akzentes lernen, um „stiebitzt“ (掏る・suru, hoch→tief) anstelle von „tut“ (為る・suru, tief→hoch) zu sagen.
Damit sich keine falschen Betonungen einschleichen können, muss gleich zu Beginn besonderes Gewicht auf das Gehör und die Aussprache gelegt werden. JaFIX setzt in der Prägungsphase (Beginn der Grundstufe 1) vor allem die Psychodramaturgie Linguistique (PDL) ein, eine Methodik, die von den Mainzer Französischlektoren Marie und Bernard Dufeu entwickelt worden ist. Durch die Verwendung von PDL-Masken werden visuelle Reize ausgeschaltet, wodurch die Konzentration auf die auditive Wahrnehmung erhöht wird. Mittels derartiger Übungen wird das Gehör für japanische Lautstrukturen entwickelt, um die unterschiedlichen Tonhöhen heraushören zu können.
Effiziente Vermittlung der japanischen Schrift
Einer der häufigsten Gründe für den Abbruch eines Japanischkurses liegt im japanischen Schriftsystem, das aus zwei Arten von Silbenschriften (Katakana und Hiragana mit jeweils 46 Grundzeichen) und einer sino-japanischen Schrift (Kanji) besteht. 1981 hat Japans Kultusministerium 1945 Kanji (常用漢字, jōyōkanji) bestimmt, die „für eine verständliche Kommunikation für Gesetzestexte, offizielle Dokumente, Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunksendungen und weitere für das Sozialleben notwendige Kommunikations-mittel“ benötigt werden (2010 wurde die Zahl auf 2136 erhöht). Im Vergleich zu den 26 x 2 lateinischen Buchstaben können 1945 Kanji erschreckend wirken, aber das menschliche Gehirn ist fähig, sich eine begrenzte Zahl von semiotischen Mitteln zu merken, wenn sie gut verpackt angeboten werden. Das JDZB benutzt deshalb das vom Landessprachinstitut Nordrheinwestfalen entwickelte „Kana Interaktiv“, ein mnemotechnisch effizientes Lernprogramm. Die Programmbenutzer bestätigen immer wieder einen schnellen Lernerfolg. Manche behaupten sogar, dass sie alle 46 Hiragana innerhalb einer Stunde gelernt hätten.
Das von Frau Dr. Yoriko Yamada-Bochynek entwickelte Kanji-Lernprogramm „KanjiKreativ“ wendet ebenfalls die bewährte Mnemotechnik an. Die etymologischen Erklärungen werden als Anime auf der CD-Rom-Version und als Bilder auf der Karten-Version angeboten. Gleich am Anfang lernt der Lernende – nach dem Erwerb der 300 Grapheme als Bausteine – alle 1945 Kanji kennen, genauso wie man Verkehrszeichen lernt: Man muss lediglich die Bedeutung und die Gestalt des jeweiligen Zeichens erkennen, aber nicht aktiv die Zeichen malen bzw. schreiben und lesen können. Das Schreiben und die Lesung werden im Zuge der Einführung des Vokabulars nach und nach vermittelt.
Autonomie des Lernenden
Das Lernen im JaFIX-Unterricht beschränkt sich nicht auf Grammatik und Schrift. Jede*r Teilnehmer*in ist ein Individuum und soll in seiner Einmaligkeit uneingeschränkt respektiert und beachtet werden. Zwischenmenschliche Beziehungen im Kurs sind der mentale Behälter der kommunikativen Geschehnisse, in dem alle Kursteilnehmer*innen sich Fehler erlauben können, entsprechend dem Motto: „Viel lieber fehlerhaft sprechen als fehlerfrei schweigen.“ (Bernard DUFEU). Die Teilnehmer*innen sollen sich öffnen und sich als neugieriges Kind auf eine Entdeckungsreise in das japanisch-semiotische Territorium begeben können. Die Lehrkraft ist dabei mehr Entdeckungsbegleiter und weniger Lehrer im traditionellen Sinne.