Round-up: Politik und Praxis gegen Einsamkeit und soziale Isolation - Deutsche und japanische Perspektiven (13.02.)
11. März 2024
Millionen von Menschen fühlen sich einsam oder sozial isoliert – in Deutschland und in Japan. Das betrifft Menschen aller Altersgruppen, alte wie junge Leute. Einsamkeit tritt ganz alltäglich auf und kann sich aber zu einem großen Problem auswachsen. Das Risiko körperlicher und psychischer Erkrankungen steigt bei Menschen, die sich einsam fühlen, stark an.
Die Regierungen unserer beiden Länder haben angesichts dieses Problems Maßnahmen und Programme auf die Agenda gesetzt, um diesen gesellschaftlichen Trends entgegenzuwirken. Die deutsche Bundesregierung hat am 13. Dezember 2023 ihre „Strategie gegen Einsamkeit“ beschlossen. Die Regierung von Japan hat bereits im Jahr 2021 einen eigenen Ministerposten zur Bewältigung von Einsamkeit und Isolation ins Leben gerufen. Im Juni 2023 haben Japan und Deutschland ein „Joint Statement on Loneliness and Social Isolation“ unterzeichnet und einen engeren Informationsaustausch zu diesem Thema vereinbart.
Ganz in diesem Zeichen stand das deutsch-japanische Online-Symposium zum Thema „Politik und Praxis gegen Einsamkeit und soziale Isolation. Deutsche und japanische Perspektiven“, das am 13. Februar 2024 vom Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin (JDZB) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Cabinet Secretariat der Regierung von Japan ausgerichtet wurde. Mit fast 300 Teilnehmenden erreichte das Symposium eine große Resonanz.
Nach Video-Grußbotschaften von Frau Bundesministerin Lisa Paus und Frau Ministerin Ayuko Kato folgten Einblicke in konkrete Gegenmaßnahmen beider Regierungen, die Vorstellung von Best Practice Projekten aus der Zivilgesellschaft sowie Präsentationen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. Frau Mari Yamamoto vom Cabinet Secretariat hob hervor, dass in Japan die Lockerung der Familienbande und die zunehmende Prekarisierung wichtige Faktoren sind, die zu Einsamkeit führen können. Herr Andreas Schulze aus dem BMFSFJ erläuterte aus der deutschen Perspektive den engen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und sozialer Isolation und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und demokratischen Diskurs.
Folgende Begriffe zogen sich durch die gesamte Diskussion von Sprecherinnen und Sprechern aus den Ministerien, aus zivilgesellschaftlichen Initiativen und aus der Forschung: Viele Einsame empfinden Scham und ihren Zustand als Stigma. Dies erschwert wiederum, sich Hilfe zu holen. Um Hilfsangebote anzunehmen, ist Vertrauen notwendig. Dafür benötigt es verschiedene Angebote, die auf die Bedürfnisse der sehr unterschiedlichen Betroffenen abgestimmt sind: Während Herr Koki Ozora, CEO von „Anata no Ibasho“ eindringlich erklärte, dass Schüler gegebenenfalls eher von Mitschülern unbeobachtet und anonym Onlineberatungen nutzen, um Unterstützung zu suchen, wies Frau Natalie Dietzsch-Albrecht vom Malteser Hilfsdienst e.V. darauf hin, dass bei mobilitätseingeschränkten Seniorinnen und Senioren ein gezielt eingesetzter Fahrdienst oder Besuchsdienste bereits neue Zugangswege zu gesellschaftlichem Miteinander eröffnen können.
Das Problem muss allerdings – gleichermaßen in Japan wie in Deutschland – gesamtgesellschaftlich angegangen werden: Sensibilisierung der breiten Bevölkerung, z.B. durch Aufklärungskampagnen, ist dabei äußerst wichtig.
Die Veranstaltung fand rein online statt und wurde Deutsch und Japanisch sowie in Gebärdensprache simultan verdolmetscht.
Der Mittschnitt dieser Veranstaltung ist hier einsehbar.