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Brückengänger: Werner PASCHA – Träger des Ordens der aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen

Im vergangenen Jahr verkündete die japanische Regierung, JDZB-Vizepräsident Professor em. Dr. Werner PASCHA mit dem Orden der aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen, auszuzeichnen. Er wurde für sein langjähriges Engagement für die japanisch-deutsche Partnerschaft geehrt, darunter sein großes Engagement für das JDZB, das Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Duisburg-Essen (IN-EAST), KOPRA, die JaDe-Stiftung, die Deutsch-Japanische Gesellschaft (DJG) am Niederrhein sowie die Vereinigung für sozialwissenschaftliche Japanforschung (VSJF) und die European Association for Japanese Studies (EAJS).

Ordensverleihung Pascha

Anlässlich des 160sten Jubiläums japanisch-deutscher diplomatischer Kontakte stellen wir – und auch unsere Freunde und Partner – in der Rubrik „Brückengängerinnen und Brückengänger“ Menschen aus beiden Ländern vor, die die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern mit Leben erfüllt haben oder noch erfüllen. In einer gemeinschaftlichen Publikation der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tōkyō und des JDZB „Brückenbauer – Pioniere des japanisch-deutschen Kulturaustausches“ (2005, IUDICIUM Verlag) wurden bereits viele Menschen gewürdigt, welche die deutsch-japanischen Beziehungen aktiv gestaltet haben. Hier knüpft diese Rubrik an, die wir auf Initiative von SEKIKAWA Fujiko (Leiterin Sprachendienst JDZB) gestartet haben. Neben berühmten Persönlichkeiten werden auch weniger bekannte Personen vorgestellt. Seien Sie gespannt!

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Wir sind sehr stolz und gratulieren unserem Vizepräsidenten noch einmal ganz herzlich!
Eine feierliche Verleihungszeremonie fand am 1. Juli 2022 in der Residenz des japanischen Generalkonsuls in Nordrhein-Westfalen, IWAMA Kiminori, statt. Dies als Anlass nehmend haben wir Professor PASCHA nach seinem Werdegang sowie nach Empfehlungen für junge Menschen und Zukunftsperspektiven für das JDZB befragt:


Herr Professor PASCHA, Sie wurden mit einem hohen Orden des japanischen Kaiserhauses ausgezeichnet, herzlichen Glückwunsch!
Vielen Dank für die Beantwortung einiger Fragen: Wie sind Sie eigentlich zur Beschäftigung mit den Ostasienwissenschaften im Allgemeinen und mit Japan im Besonderen gekommen?


PASCHA: Lassen Sie mich bitte zunächst einmal meine Dankbarkeit für die hohe Auszeichnung zum Ausdruck bringen, wobei ich gar nicht so sicher bin, dass ich sie wirklich verdient habe. Aber vielleicht freut man sich über eine solch unverhoffte Ehre noch einmal ganz besonders. Bei mir ist das jedenfalls der Fall.
Zu Ihrer Frage: Eigentlich bin ich zunächst recht zufällig auf das Faszinosum Japan gestoßen. Planung hat dabei gar keine große Rolle gespielt – bitte erzählen Sie das aber nicht weiter: Jungen Leuten empfehle ich heute immer, sich ihre nächsten Schritte gut zu überlegen. Recht früh in meinem Volkswirtschaftsstudium hat sich ein Interesse an internationalen Fragen ausgebildet, nicht zuletzt durch ein prägendes Studienjahr an der London School of Economics. Später, kurz vor meinem Diplom in Freiburg, fragte mich dann mein Mentor Professor Theodor DAMS, bei dem ich später promovieren durfte, ob ich Interesse an einem Stipendium nach Japan hätte. Natürlich hatte ich! Japan war damals, zu Beginn der 1980er Jahre, in aller Munde. Liberale Geister wie Otto GRAF LAMBSDORFF empfahlen Japan als großes Vorbild, gewerkschaftsnahe Autoren sahen auch Schattenseiten, während der „Spiegel“ damals in eindrucksvoller Flachheit titelte: „Von den Japanern lernen? Nein!“. Nun, da war mein Interesse erst recht geweckt. In Japan angekommen, beeindruckte mich das Land immer mehr. So wurden die Bande zunehmend enger und haben schließlich mein berufliches Leben geprägt.

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Ordensverleihung Pascha

Als Professor für Ostasienwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen haben Sie sich über viele Jahre in besonderem Maße für die Förderung des akademischen Austauschs und gegenseitigen Verständnisses zwischen Japan und Deutschland engagiert. Was unterscheidet das Institut für Ostasienwissenschaften (IN-EAST) der Universität Duisburg-Essen von „klassischen“ japanologischen Instituten?

PASCHA: Unser IN-EAST ist eines der frühen Beispiele für die „zweite Generation“ von ostasienwissenschaftlichen Instituten im deutschen Sprachraum, die ursprünglich im anglo-amerikanischen Raum im Rahmen der sogenannten „area studies“ entstanden sind. Im Mittelpunkt steht die Beschäftigung mit gegenwartsbezogenen Fragen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das setzt einen erweiterten methodischen Zugriff voraus, der sich mit zeitgemäßen quantitativen und qualitativen Verfahren der Politologie, der Ökonomie oder der Soziologie beschäftigt. So sind die Professorinnen und Professoren nicht nur im Institut verankert, einer der Universität direkt zugeordneten Einheit, sondern auch in den jeweiligen fachbezogenen Fakultäten. Das ist ein nicht immer leichter Spagat – was übrigens auch für die Studierenden gilt, von denen neben einer Sprachkompetenz die Fähigkeit zur Verwendung fachwissenschaftlicher Methoden erwartet wird. Ganz schön anspruchsvoll, was aber natürlich auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht.

Anfang der 1990er Jahre haben Sie „KOPRA“ mitgegründet, eine gemeinnützige, Online-Plattform für Praktikums- und Stellenangebote mit Ostasienbezug. Wie kamen Sie auf die Idee, und worin liegt die Bedeutung dieser Organisation? Gibt es sie heute noch?

PASCHA: An dieser Entwicklung haben so einige mitgewirkt. Die zentrale Figur war Dr. Felix TREIBMANN, der damals für die Gerling-Versicherung in Tōkyō arbeitete und immer wieder deutsche Praktikanten einlud. Da waren dann auch einige von mir dabei, Michael LADACH etwa und Tim GOYDKE. Von letzterem stammt übrigens der Name KOPRA („Koordinationsstelle für Praktika“), er war später Mitarbeiter bei mir und ist heute Professor für die Wirtschaft Japans in Bremen. Übrigens war auch Frau Dr. Julia MÜNCH, heute JDZB-Generalsekretärin, für einige Jahre Geschäftsführerin eines größeren KOPRA-Drittmittelprojektes.
Das Problem war damals, dass die deutschen Professoren Praktikumsplätze für ihre Studierenden schaffen sollten, gerade für einen Ansatz wie im IN-EAST ja zentral. Das war aber sehr schwerfällig und Studierende und Firmen passten auch nicht immer optimal zusammen. Von daher lag der Gedanke nahe, Praktikumsangebote und die Nachfrage sozusagen in einer Clearing-Stelle im Netz zusammenzuführen. In hunderten von Fällen war das erfolgreich – wahrscheinlich ist die Zahl sogar vierstellig –, und das funktioniert immer noch (www.kopra.org), wobei Corona aktuell natürlich einen ziemlichen Dämpfer bedeutet. Wir werden schauen müssen, wie das Konzept für eine Post-Corona-Arbeitswelt gegebenenfalls anzupassen ist. Engagierte Mithilfe bei dieser spannenden Aufgabe ist jedenfalls immer hochwillkommen.

Gibt es etwas, das Sie jungen Menschen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, generell als Empfehlung mit auf den Weg geben möchten?

PASCHA: Dass junge Leute heute mehr planen sollten als ich damals, habe ich eben ja schon selbstkritisch bemerkt. Im Ernst, ich war damals noch ein Pionier, der erste meiner Freiburger Fakultät, der an der Partnerfakultät der Universität Nagoya an seiner Promotion arbeitete. Von daher hatte ich viele Freiheiten und trotz meiner Studien eine rundum großartige Zeit. Ca. einmal im Monat traf ich mich entspannt mit meinem verehrten Seniorbetreuer, Professor JŌJIMA Kunihiro, in einem kleinen Soba-Restaurant, um den Fortschritt meiner Forschungen zu besprechen und uns zu seinen allgemeineren Interessen auszutauschen, vorzugsweise alles zum Thema Tirol und badischem Wein.
Heute ist das Umfeld viel kompetitiver, gleichzeitig sind aber auch die Studien- und Fortbildungsangebote viel stärker ausgebaut. Ein allgemeinwolkiges Interesse an der japanischen Kultur oder am Leben in einer Weltmetropole wie Tōkyō reichen für einen tragfähigen Karriereweg sicher nicht. Die Sprache ist zentral, und das ist zum erheblichen Teil „Knochenarbeit“, trotz aller Hilfen etwa durch digitale Lernprogramme. Dazu kommen der Wille und die Fähigkeit, fachwissenschaftlich sauber zu arbeiten. Vieles ist eine Frage der Haltung: Japan ist nicht einfach „so“ und nicht anders (Deutschland übrigens auch nicht). Da geht es um Nuancen, Teilantworten, sich entfaltende Prozesse, auch in Auseinandersetzung mit dem Ausland, was nicht immer ein konsistentes ganzheitliches Bild ergibt. Einerseits-andererseits halt. Interessante Fragen zu entdecken und anzugehen, dabei eine offene Fragehaltung einzunehmen, sind die eigentlichen Stärken, die man mitbringen bzw. entwickeln sollte.

Seit 2015 sind Sie dem Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin als Vizepräsident verbunden. Was reizt Sie an dieser Aufgabe, und wo sehen Sie die Zukunftsperspektiven des JDZB?

PASCHA: Das JDZB wirkt an der Schnittstelle der deutsch-japanischen Beziehungen. Ich empfinde es als enormes Privileg, das engagierte Berliner Team bei dieser großartigen Aufgabe unterstützen zu dürfen.
Bezüglich Japan und Deutschland ist oft von einer Wertegemeinschaft die Rede. Ich finde das etwas zu abstrakt, vielleicht schon etwas beliebig. Denn angesichts der enormen internationalen Herausforderungen, die sich aktuell stellen, geht es um eine ganz konkrete Interessengemeinschaft: Beide Länder brauchen eine offene, freie internationale Ordnung, sowohl im politischen wie im wirtschaftlichen Rahmen, und müssen sich dafür proaktiv im Verbund mit Gleichgesinnten einsetzen. Um das anzugehen, brauchen wir noch mehr Kontakte, Verzahnung und Zusammenarbeit als bisher. Im wirtschaftlichen Bereich sind die Beziehungen z. B. noch sehr ausbaufähig, um es vorsichtig zu formulieren. Nur ein, zwei oder drei Prozent des jeweiligen Handels als Austausch zwischen der dritt- und der viertgrößten Wirtschaft der Welt, damit kann man noch nicht zufrieden sein. Das JDZB ist in einer einzigartigen Position, hier tätig zu werden, in der Politik, in der Kultur, in der Wirtschaft, zusammen mit der Zivilgesellschaft, im wissenschaftlichen wie im Jugendaustausch. Wir haben gerade unsere Strategie nochmals geschärft. Das JDZB wird sich mehr denn je als Plattform für deutsch-japanische Fragen positionieren, nicht nur mit eigenen Vorhaben wie Tagungen oder Kulturveranstaltungen, sondern auch dadurch, andere Träger und Akteure einzubinden und zusammenzubringen. Die Jugend beider Länder ist dabei zum Beispiel eine ganz wichtige Zielgruppe, wobei das JDZB für neue Ideen und Anregungen immer offen ist. Aus interner Sicht erlangt die Digitalisierung von Formaten und Prozessen eine große Rolle. So etwa durch die Ersetzung des papiergestützten Mitteilungsblattes „jdzb echo“ durch diesen Blog „ECHO+“. Vielen Dank jedenfalls für die Möglichkeit, hier einen kleinen Beitrag zum Blog leisten zu können.

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Ordensverleihung Pascha