Anlässlich des 160sten Jubiläums japanisch-deutscher diplomatischer Kontakte stellen wir – und auch unsere Freunde und Partner – in der Rubrik „Brückengängerinnen und Brückengänger“ Menschen aus beiden Ländern vor, die die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern mit Leben erfüllt haben oder noch erfüllen. In einer gemeinschaftlichen Publikation der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tōkyō und des JDZB „Brückenbauer – Pioniere des japanisch-deutschen Kulturaustausches“ (2005, IUDICIUM Verlag) wurden bereits viele Menschen gewürdigt, welche die deutsch-japanischen Beziehungen aktiv gestaltet haben. Hier knüpft diese Rubrik an, die wir auf Initiative von SEKIKAWA Fujiko (Leiterin Sprachendienst JDZB) gestartet haben. Neben berühmten Persönlichkeiten werden auch weniger bekannte Personen vorgestellt. Seien Sie gespannt!
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Interkulturelles Brückenbauen ist auch von entscheidender Bedeutung, wenn es um geschäftliche Beziehungen geht. Die Brückengängerin, die ich hier vorstelle, hat einen Großteil ihres leider viel zu früh geendeten Lebens dem Aufbau erfolgreicher Kooperationen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit gewidmet.
Yuriko MEEMKEN wurde 1956 in Takamatsu (Shikoku) geboren. Nach ihrem Modedesign-Studium an der Tanaka-Chiyo Fachhochschule in Tōkyō arbeitete sie von 1978 bis 1983 als Fashion Designer bei Kanebō, dem Lizenzpartner von Christian DIOR in Tōkyō. Sie studierte ein halbes Jahr lang die englische Sprache in London und ging dann als Modedesignerin zu einem Unternehmen in Paris.
Der Zufall – und die Liebe – führten sie 1985 nach Osnabrück, wo sie 1990 bei der damals noch jungen ECOS Consult GmbH tätig wurde. In den folgenden 30 Jahren hat sie maßgeblich dazu beigetragen, ECOS zu dem zu machen, was es heute ist: ein anerkanntes Beratungs- und Projektentwicklungsunternehmen, das Unternehmen und öffentliche Hand bei der Markterschließung und bei Projektvorhaben insbesondere im deutsch-japanischen Kontext unterstützt.
Zahlreiche bilaterale Fachveranstaltungen wie das „Deutsch-Japanische Umwelt- und Energiedialogforum“, den „Deutsch-japanischen Solar Day“ und den „Deutsch-Japanischen Biomass Day“ hat sie auf den Weg gebracht und organisiert, japanische wie deutsche Fachdelegationen begleitet und deutsche Unternehmen und ihre Partner und Kunden in Japan individuell betreut.
Gerade bei deutsch-japanischen Geschäftsbeziehungen ist oft viel „Übersetzungsarbeit“ – nicht nur im Wortsinn – nötig. Yuriko MEEMKEN half hier unermüdlich und geduldig dabei, die Sprachbarriere ebenso wie die kulturellen Unterschiede zu überwinden. Immer wieder muss gerade im geschäftlichen Kontakt zwischen deutscher und japanischer Unternehmenskultur und zwischen deutscher und japanischer „Denke“ vermittelt werden. Das jeweils „Andere“ muss wieder und wieder beiden Seiten gleichermaßen erklärt werden. Oft ist „trouble shooting“ gefragt, wenn eine unbedachte, vielleicht zu direkte Äußerung von deutscher Seite wieder „eingefangen“ werden muss, oder von japanischer Seite immer neue Detailfragen die deutschen Partner frustrieren.
In diesem schwierigen Job als Berater „zwischen Hammer und Amboss“ beherrschte sie die Kunst, mit Geduld und Geschick in beide Richtungen zu vermitteln. Ein Beispiel dafür ist das deutsch-japanische „Smart Community“-Projekt in Speyer. Bei dem von der New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) geförderten Projekt ging es darum, wie selbsterzeugter Solarstrom in Mehrfamilienhäusern möglichst effizient mithilfe eines intelligenten Energiemanagements verwendet werden. Planung und Bau des Projekts erfolgen von Herbst 2015 bis April 2016, eine zweijährige Demonstrationsphase startete im Mai 2016. Neben den Stadtwerken Speyer und der örtlichen Wohnungsbaugesellschaft waren als Kooperationspartner NTT Docomo, NTT Facilities und Hitachi mit beteiligt.
Über viele Monate unterstützte Yuriko MEEMKEN die Planung und Realisierung des Projektes und verbrachte viele Wochen direkt auf der Baustelle vor Ort in Speyer. Ganz entscheidend war hier die direkte Kommunikation mit den Projektverantwortlichen, den verschiedenen Gewerken und nicht zuletzt mit den Bewohnern. Das „Smart Community“ Projekt in Speyer wurde während der „Woche der Umwelt“ im Juni 2016 im Park des Schlosses Bellevue in Berlin öffentlich vorgestellt.
Nach langer Krankheit haben wir uns schweren Herzens im Januar 2021 von Yuriko MEEMKEN verabschieden müssen. Ihre Kompetenz sowie ihre herzliche, bescheidene und einfühlsame Art haben wir im ECOS-Team und auch die Kunden und Partner in der japanischen Verwaltung in Japan wie in Deutschland sehr geschätzt. Yuriko MEEMKENs Beitrag zum Zustandebringen vieler deutsch-japanischer Kooperationen für eine nachhaltigere Welt ist nicht zu unterschätzen und macht sie zu einer echten Brückenbauerin.
Alle Fotos wurden von der Autorin zur Verfügung gestellt.