Eines der wichtigsten Ziele des JDZB ist es, (zukünftige) Entscheidungsträger aus Japan und Deutschland für das jeweils andere Land zu begeistern. Was würde sich dafür besser eignen als Reisen in das jeweils andere Land, die Kultur mit allen Sinnen zu erfahren, Gespräche mit Gleichaltrigen sowie auch generationenübergreifende Begegnungen vor Ort?
Das JDZB bietet daher verschiedene Programme für junge Berufstätige und Auszubildende, junge Ehrenamtliche und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe an (gefördert durch den Kinder- und Jugendplan des Bundes und das japanische Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft u. Technologie). Im Rahmen des Junior Experts Exchange Program lernen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Japan und Deutschland die Forschungslandschaft des jeweils anderen Landes kennen (gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das japanische Außenministerium). Im privatwirtschaftlich finanzierten German-Japanese Young Leaders Forum fördern wir zukünftige Führungskräfte (aktuelle Sponsoren: Daido Life Insurance Company, Mori Manufacturing Research and Technology Foundation, Yamaoka Memorial Foundation, YANMAR HOLDINGS CO., LTD., Yuasa M&B Co., Ltd.). Ferner dient das ScienceYouth Program zur Initiierung von nachhaltigem Austausch zwischen japanischen und deutschen Oberschulen (gefördert durch OLYMPUS Europa SE &Co. KG).
Wege nach Deutschland – Wege nach Japan
Auch auf vielen weiteren Ebenen werden erste und weiterführende Begegnungen junger Menschen aus Japan und Deutschland ermöglicht und angestoßen, z. B. durch staatlich finanzierte Austauschprogramme (z. B. das Japan Exchange and Teaching Programme JET und das MIRAI-Programm des japanischen Außenministeriums, durch IJAB – Fachstelle für internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V. organisierte Fachprogramme), durch gemeinnützige Jugendaustausch-Organisationen vermittelte Auslandsaufenthalte (wie AFS Interkulturelle Begegnungen e. V. oder Deutsches Youth For Understanding Komitee e. V.), Freiwilligendienste (z. B. über die ijgd), Jugendherbergsaustausch und Praktikumsprogramme (wie „Sprache und Praxis in Japan“ des DAAD, das „Vulcanus“-Programm für junge Europäer oder individuell organisierte Praktika, z. B. über KOPRA – International Internship Platform).
Ein intensiver Austausch wird auch in den Bereichen Musik, Kultur oder Sport gepflegt (z. B. durch die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e.V. oder den Fach- und Simultanaustausch der Deutschen Sportjugend). Begegnungen zwischen jungen Menschen aus Japan und Deutschland finden außerdem im Rahmen zahlreicher Städte-, Schul- und Hochschulpartnerschaften und durch die mehr als einhundert Japanisch-Deutschen und Deutsch-Japanischen Gesellschaften statt.
Durch die 2018 eingerichtete Stiftung des Verbands Deutsch-Japanischer Gesellschaften stehen explizit Mittel für Jugendaustauschaktivitäten zur Verfügung. Neben den zahlreichen regional verankerten Projekten existiert auf deutscher Seite sogar eine überregional agierende Deutsch-Japanische Jugendgesellschaft e. V. (DJJG) sowie auf japanischer Seite das Japanisch-Deutsche Jugendnetzwerk mit u. a. ihrem „Hallo“-Programm.
Das Studienwerk für Deutsch-Japanischen Kulturaustausch in NRW e. V. organisiert in Kooperation mit dem Studienfonds Düsseldorf-Japan jährlich ein vierwöchiges Stipendienprogramm. Jetzt in Corona-Zeiten haben Alumni eine Online-Veranstaltung „Japan erleben digital“ geplant, im Rahmen derer in verschiedenen interaktiven Breakout-Sessions Visionen für „Urbanes Leben 2.0“ entwickelt werden.
Eine gute Übersicht zu Austausch-, Forschungs- und Bildungsprogrammen nicht-kommerzieller Träger sowie Stipendien bietet die Botschaft von Japan auf seiner Website; eine weitere Informationsquelle auf deutscher Seite bietet die Länderseite Japan von IJAB und „rausvonzuhaus“ (by eurodesk) oder die Japan-Messe „#Seitenwechsler – wir bringen dich nach Japan!“ Hier stellt die DJJG regelmäßig verschiedene Austauschorganisationen vor.
Internationale Begegnungen im digitalen Raum
Leider konnten in diesem und im letzten Jahr viele Programme pandemiebedingt nicht wie gewohnt stattfinden. Aber wie pflegt man internationalen Austausch, wenn man nicht reisen kann? Internationale Erfahrungen vor Ort im anderen Land sind sicher durch nichts zu ersetzen. Positiv ist aber, dass der aktuelle Stand der Technik gute Möglichkeiten eröffnet hat, geografische Distanz zumindest digital unkompliziert durch Online-Videokonferenzen und Kommunikationsangebote in den sozialen Netzwerken zu überwinden. Wie viele andere Organisationen haben auch wir daher die Situation genutzt, internationale Begegnungen in den virtuellen Raum zu verlegen und bestehende Netzwerke durch niederschwelligen, kontinuierlichen Austausch zu pflegen. So haben unsere Kolleginnen aus der Abteilung Jugendaustausch in der Pandemiezeit einen Online-Stammtisch für Ehemalige ins Leben gerufen und waren überrascht, wie gut das geklappt hat. Mittels digitaler Austauschformate gelang es außerdem, die fachliche Zusammenarbeit des Deutsch-Japanischen Studienprogramms für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe effizient aufrecht zu erhalten, welches in diesem Jahr auf eine mittlerweile fünfzigjährige Geschichte zurückblickt.
Das virtuelle „Kick-Off“ für das 15. German-Japanese Young Leaders Forum war zwar kein Ersatz für die ursprünglich für Berlin und Potsdam geplante Sommerschule, aber doch eine interessante Alternative und guter Auftakt für das eigentlich geplante Programm. Auch der Alumniverein des German-Japanese Young Leaders Forums schafft mit einer neuen virtuellen Veranstaltungsreihe neue Interaktionspunkte. Die Talks sollen regelmäßig etwa einmal pro Quartal stattfinden und relevante Themen zunächst rund um Nachhaltigkeit aus der Perspektive von Japan und Deutschland beleuchten. Ziel der Reihe ist es, besonders in den aktuellen Corona-Zeiten, aber – auch darüber hinaus – in entspannter Atmosphäre neben den regulären jährlichen Alumnikonferenzen mehr Austausch für die Mitglieder des Vereins zu schaffen.
Gemeinsam Zukunft gestalten
Es wäre wünschenswert, wenn wir auch nach der Pandemie verstärkten Nutzen aus der Digitalisierung ziehen würden, indem wir alle unsere Kräfte noch stärker bündeln, um Aufmerksamkeit für die zahlreichen bestehenden Angebote zu schaffen. Zwar besteht in Japan wie in Deutschland auch in der jungen Generation ein Interesse am jeweils anderen Land – aber das Potenzial ist hoch! Lassen Sie uns gemeinsam Zukunft gestalten, indem wir junge Menschen die Chancen japanisch-deutscher Zusammenarbeit aufzeigen und damit interessante Perspektiven eröffnen.
Dr. Julia MÜNCH, Generalsekretärin
Text aus der Ausgabe des jdzb echo Nr. 135, Juni 2021